Arbeitsphilosophie
Arbeitsphilosophie und Philosophie rund um die Themen Job, Arbeit und Medien.
Philosophiert wird viel, gearbeitet in aller Regel noch mehr. Welche Sichten gibt es daher in der Philosophie
auf das Thema Arbeit? Da hierzu die Philosophie von Karl Marx so gut wie allen mehr oder weniger bekannt ist,
werden an dieser Stelle höchstens einige Kernaussagen von ihm zitiert. Stattdessen werden philosophische Sichten
und Äußerungen anderer Philosophen zu dem schwierigen und sicherlich anspruchsvollen Thema Arbeit skizziert.
Vielleicht stecken ja einige anregende Gedanken für einen selbst in einigen Äußerungen der Philosophen,
die die eigene Sicht auf die Welt der Arbeit verändern. Hierbei sollen auch zeitgenössische Philosophen
zu Wort kommen, um die philosophische Gegenwart mit in den Fokus der Aufmerksamkeit zu rücken -
ähnlich den Mühen, in der Welt der Künste, die zeitgenössische Kunst, an den Klassikern vorbei,
mit ins Licht medialer Aufmerksamkeit zu rücken.
Friedrich Nietzsche: So denn, wer wird denn nicht einen Nietzsche loben,
in Gedanken an phantasievolle Philosophie und kernige Sprüche?
Hat doch dieser Freidenker und Schwerenöter sich in eigener Gedankenarbeit voll des eigenen inneren Tatendrangs versenkt.
So hat mancher Gedanke von ihm es sehr wohl in sich und ist abstrakt geheimnisvoll verstrickt mit der Arbeitsphilosophie.
So ist Nietzsche bereits in damaliger Zeit die Idee einer Art Selbstverwirklichung und Kreativität im eigenen Tun
zu realisieren eine sehr fortschrittliche Sicht in dem Kontext und insbesondere zur damaligen Zeit und gewiss als
ursächliche Schaffenskraft und befeuernden Schaffensdrangs seines eigenen Werkes selbst zu empfinden.
Es geht um die Überwindung bestehender Grenzen und Normen, um auch die Frage, wem nutzen diese Grenzen und Normen,
wer hat diese geschaffen? Nur wer diese Grenzen und Normen überwindet wird die Idee des Übermenschen wirklich verstehen.
Jedenfalls Nietzsche war davon überzeugt.
Immanuel Kant: So gut wie allen ist der kategorische Imperativ ein Begriff.
Jedoch zitieren - da wird die Begrifflichkeit bestimmt blasser. Drum hier zur Stärkung der Erinnerung mal abgeschrieben
und fixiert:
Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.
'Alter Schwede', könnte man denken. Stimmt jedoch nicht wirklich:) War doch Kant ein alter Königsberger Preuße
und pünktlich wie ein Schweizer. Ethik und Moral kamen also gewiss nicht von nirgendwo.
Drum schrieb der fleißige Preuße auch einiges was die Themen Arbeit und Ethik tangiert - auch sehr zur Freude dieser Zeilen.
Bei Kant prägen Vernunft und Pflicht die Sicht auf die Dinge und auf das Ding an sich.
Aber auch die Erkenntnis ist ein gewichtiges Fundament seiner Philosophie.
Und eine wichtige Erkenntnis von ihm im Kontext Arbeit ist: Der Mensch ist das einzige Tier, das arbeiten muss.
Jedoch sah er in der Arbeit nicht nur ein Muss.
Er selbst war ja das Gegenteil eines Faultiers. Arbeit, so sein Kredo, vermeidet Langeweile und ist sinnstiftend.
Sie ist ein Teil der Selbstverwirklichung und damit gewiss ein Teil von Kant, des Dings an sich
und Allzeit gar manch anderem.
Arthur Schopenhauer: Von Beruf Erbe mit erfahrenem Weltenschmerz. In der Geschichte um das Erbe liegt ein Drama
und zugleich ein klarer Entschluss - ich werde nicht in Handelsgeschäften und im Kontor tätig, sondern werde Philosoph,
egal der Konsequenzen.
Das ist mein Wille, das ist zutiefst meine Überzeugung, damit das Richtige zu tun, für mich und die Welt.
Nun gut, sein Vater, ein Kaufmann, nahm sich daraufhin das Leben und Arthur wurde Philosoph. Was sagt uns das?
Jürgen Habermas: Die soziologischen Dimensionen der Arbeit kehrten mit ihm in die Arbeitsphilosophie ein.
Wie auch Schopenhauer zum Schluss, lebte und wirkte Habermas in Frankfurt am Main.
Beide waren sich allerdings nie begegnet. Nur Schopenhauers Schriften waren dem Habermas wohl sicherlich bekannt.
Umgekehrt war das nicht möglich und wäre gewiss mehr als ein arbeitsphilosophisches Wunder gewesen.
Jedenfalls passte Schopenhauers pessimistische Sicht auf die menschliche Existenz
wohl nie so recht zu Habermas eher positiven Sicht auf die Entwicklungsmöglichkeiten
der rationalen Kommunikation und Verständigung, die er darin sah.
Allerdings würden, bei einem Blick auf die Frankfurter Bahnhofsgegend, jetzt sehr wahrscheinlich viele Betrachter
dem Schopenhauer, im direkten Vergleich, doch eher eine gewisse Begabung in realitätsnaher Beobachtung zugestehen.
Jean Paul Sartre: Auch Sartre, der französische Existenzialist, war ein guter Beobachter.
Eine bekannte und für seine Philosophie und sein Hauptwerk Das Sein und das Nichts wichtige Beobachtung,
ist die eines Kellners in einem Bistro, der seinen Job in übertriebener theatralischer Manier ausübte.
Für Sartre war dieser Kellner ein Exempel für eine wichtige existenzialistische These:
Menschen haben die Tendenz zu versuchen, aus Angst vor der eigenen Freiheit und Verantwortung für das eigene Sein,
in eine Art Selbsttäuschung zu entfliehen, indem sie in vorgegebene Rollen schlüpfen.
Jedoch aus arbeitsphilosophischer Sicht sei hier angemerkt:
Eventuell war der vermeintliche Kellner in Wirklichkeit tatsächlich ein Schauspieler,
der sich in einem realen Umfeld optimal auf seine neue Theaterrolle mit Schmackes vorbereiten und einüben wollte.
Leider hatte Satre wohl vergessen zu fragen?
Simone de Beauvoir: Wie bei Sartre ist bei Simone de Beauvoir das Rollenspiel
im Kontext des Existenzialismus und auf gesellschaftlicher Ebene Gegenstand ihrer Werke: Die Rolle der Frau.
Eine Kernaussage von ihr ist in dem Zusammenhang:
Man ist nicht als Frau geboren, man wird es.
Mit ihrem Werk Das andere Geschlecht schuf sie gewichtige theoretische Grundlagen
für die Frauenbewegungen der 1960er und 70er Jahre in aller Welt.
Damit hat sie ebenfalls einen bedeutenden Beitrag für die Gleichstellung von Frauen in Beruf und Entlohnung geleistet.
Es ist jedoch unwahrscheinlich, auch ein wenig aus Sicht stringenter philosophischer Logik,
dass folgende wichtige Aussage im Gesamtzusammenhang ebenfalls aus ihrer Schreibfeder stammt: ´
Eine Frau ohne einen Mann ist wie ein Fisch ohne Fahrrad.
Theodor W. Adorno: Und wieder zurück in Frankfurt am Main.
Gewiss ein philosophischer Schwerpunktort deutscher Philosophie der Neuzeit.
Theodor W. Adorno war ein wichtiger philosophischer Akteur der kritischen Frankfurter Schule der 1960er Jahre.
Wegen seiner Kritik an der spätkapitalistischen Gesellschaft und den darin bestehenden Produktionsverhältnissen
gilt er als einer der bedeutenden geistigen Väter der deutschen revolutionären Studentenbewegung.
So sah er auch ganz kritisch auf die wachsende Macht der Kulturindustrie und ihre Medien.
Kritisierte, dass Film, Radio und Presse die Menschen ideologisch manipulieren und
ihrer Vorstellungskraft und Phantasie berauben.
Jedoch, ganz pragmatisch wie er war, nutzte er selber diese Medien für seine Medienkritik.
Hierin liegen nicht nur gut sichtbar der menschliche Zwiespalt, sondern eventuell ebenfalls
ein Anfang einer neuen mehrdeutigen Ausprägung der Philosophie: Die Medien-Philosophie?
Jedenfalls liegen darin bereits wenige Jahre später, unverhofft und gut sortiert und katalogisiert bereitliegend,
Quellen der Kritik für aktuell neue oder alternative Realitäten, zudem schlechterdings sehr Bekanntes:
Fake News, Big Data, Social Media und auch KI?
Peter Sloterdijk, Richard David Precht & Co.: Die Zeit der Revolte ist vorbei, die Zeit der Medien beginnt.
So verstärkt wohl in neuster Zeit eine Wechselwirkung zwischen Medien und Philosophie deren Öffentlichkeitswirkung
durch einige Protagonisten und macht so nebenbei selbst die Philosophie zu medialen Ereignissen mit glanzvollen Showdown-Effekten.
Sicherlich können wir an dieser Stelle feststellen, dass auch die Arbeit an sich, wie die Kunst und Philosophie,
Prozesse schöpferischen Seins des Menschen sind.
So sind sogar die Prozesse der Job-Bewerbungen gewiss,
ähnlich wie in anderen Fällen das Strebens nach medialen Öffentlichkeitswirkungen,
doch ein Stück weit ebenfalls schöpferische Selbstinszenierungen,
mit Stücken aus dem Reich der Fantasie und möglichst auch der Wirklichkeit - wenn es denn der Zielerreichung dient.
Am Ende sei noch erwähnt:
Nach Karl Marx solle die Philosophie die Welt nicht interpretieren, sondern die Welt verändern.
Daraus ließe sich in Analogie folgern, den eigenen Kosmos durch einen neuen Job positiv zu verändern.
Die positive Nachhaltigkeit in Zielsetzungen und Ideen war zu Marx Zeiten eventuell noch
kein so zentrales Thema in Theorie und Praxis.
So machen wir das heutzutage, bei den eigenen großen Veränderungen für uns selbst,
mit Wissen um die Nachhaltigkeit und Fallstricke in den Dingen, auf jeden Fall besser!
So etwa, habt viel Erfolg und nun Schluss.